Das Beste aus zwei Technikwelten

04. April 2023

Als Claudia Legats’ Handy klingelt, ist es die Marktleiterin aus Weiden mit einer Frage zur Verbuchung einer Retoure. „Unsere Warenwirtschaft arbeitet als komplett geschlossenes System“, erklärt Claudia Legat, nachdem sie das kurze Gespräch beendet hat, „das bedeutet, dass jede Buchung im weiteren Prozess etwas auslöst.“ Fehler verzeiht ein solches System nicht, daher sind alle angehalten, lieber noch mal nachzufragen.

Das System ist seit sechs Jahren im Einsatz, und Mitarbeiter, die im Markt mit Scannern an den Regalen entlanglaufen, sind verschwunden. Das ist nicht mehr nötig, da alles, was zum Beispiel über die Kasse geht, automatisch nachgeordert wird. 80 Prozent der Disposition laufen inzwischen vollautomatisiert. Der Rest setzt sich aus regionaler und saisonaler Ware zusammen.

Die Markt- und Abteilungsleiter bekommen jeden Tag einen digitalen „Morning Walk“ vom Programm, in dem zum Beispiel deutlich wird, ob ein bestimmter Artikel ins Minus gerutscht ist. „Heute gibt es zu jedem Päckchen, zu jeder Dose, zu jeder Tüte und zu jedem Becher Lebensmittel und Non-Food Zahlen, Daten und Fakten“ erklärt Claudia Legat. Das Ziel sei, eine saubere Warenwirtschaft zu haben, mittels derer jederzeit genau nachvollziehbar ist, was gerade in den Läden passiert.

Digitalisierung statt permanenter Wiederholung

Soweit die Welt der Waren – doch damit ist erst die Hälfte gemanagt. „Alles, was die Prozesse rund um die Menschen betrifft, organisieren wir über unseren eigenen Zentralserver“, erklärt Claudia Legat. Dazu zählen Arbeitsverträge, Urlaubs- und Einsatzpläne, Vorlagen für Werbeartikel oder allgemeine Arbeitsanweisungen, auf die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter je nach Berechtigung zugreifen können.

„Vor etwa zehn Jahren war der Zeitpunkt erreicht, an dem wir gemerkt haben, dass wir immer wieder dasselbe erzählen, die gleichen Probleme behandeln“, sagt Claudia Legat, „da war klar, dass wir uns jetzt eine Lösung dafür suchen“. Dank Digitalisierung ließ sich diese einfach finden.

Der Legat-eigene Zentralserver und die Warenwirtschaft sind komplett voneinander getrennt; die Daten liegen auch physisch an unterschiedlichen Orten, und die Benutzer schalten hin und her. Eine Integration sei nicht vonnöten, da die Warenwirtschaft ausschließlich die Prozesse rund um die Ware betrifft, die überwiegend automatisiert und zentral gemanagt wird, während der Legat-Zentralserver die Personal- und individuellen unternehmerischen Aspekte der selbstständigen Kaufleute abdeckt.

Durchorganisiert auf allen Ebenen

Jenseits der Technik versteht sich Claudia Legat selbst als die „Kümmerin“ des Unternehmens, immer mit einem offenen Ohr für die Dinge, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stressen. Das fällt ihr nicht schwer, im Gegenteil, als Mutter dreier Kinder – zwei davon bereits erwachsen – nimmt sie diese Rolle gern an. Selbstständig werden wollte sie eigentlich nie, da sie als älteste Tochter im Backhaus Kutzer in Konnersreuth mitbekommen hatte, was dies heißt: sieben Tage die Woche arbeiten, während die angestellten Bekannten frei hatten.

Gekommen ist es freilich anders, ihr Mann Stefan, der zuvor angestellter Marktleiter in Waldershof gewesen war, strebte in die Selbstständigkeit – und sie als seine Ehefrau zog mit. Für Claudia Legat ist dies kein Widerspruch zu einer starken Rolle in der Unternehmensführung. „Als ich schwanger wurde, war klar, das bin ich, nicht mein Mann“, sagt sie, „und da ich neben dem Job auch eine Familie wollte, musste ich mich eben organisieren.“

Die Kinder seien mit im Markt herumgelaufen und ein Stück weit dort aufgewachsen. Inzwischen stehen sie als künftige Generation bereit, haben mit einem Foodmanagement-Studium und einer abgeschlossenen Metzger-Ausbildung mit baldigem Beginn der Meisterschule Laufbahnen eingeschlagen, deren Zielrichtung klar ist. Mit Software hat dies freilich alles nichts zu tun – es macht vielmehr deutlich, dass Technik zwar vieles leisten kann, aber auch nicht alles.

 

Edeka Legat

Zu Edeka Legat gehören die gleichnamigen Märkte in Waldsassen, Mitterteich, Tirschenreuth, Kemnath, Neustadt an der Waldnaab und Weiden. Den ersten Markt übernahm Stefan Legat 1999 in Waldsassen, inzwischen arbeiten 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Edeka Legat. Obwohl die Märkte vernetzt sind, arbeitet jeder wirtschaftlich eigenständig.

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