Herr König, wofür steht das Kürzel DCN?
Roland König: „DCN“ steht als Kürzel für „Digital Craftsmanship Nordoberpfalz“. Mit diesem Begriff wollen wir Softwareentwickler aus der Region zum Ausdruck bringen, dass es auch beim Programmieren um echte Handwerkskunst geht, wir uns zur Oberpfälzer Heimat bekennen und mit dieser Softwareleidenschaft auch hier beruflich und privat gut leben können.
Also eine Art Thinktank oder offener Wissensaustausch für Software-Themen?
Luca Wunderlich: Eher ein Ansatz, um Wissen auszutauschen und fachliche Fragen zu diskutieren. Dabei geht es weder um Produkte oder Unternehmen. Neutralität und Seriosität stehen für uns als Organisatoren ganz oben. Softwareentwickler verschreiben sich halt sehr leidenschaftlich ihrer Arbeit und suchen auch nach Feierabend gerne noch nach Lösungen. Wenn das im Kollegenkreis geht, umso besser!
Herr Rieder, Sie sind Geschäftsführer der Wirtschaftsjunioren Nordoberpfalz. Die digitale Szene im Norden Bayerns ist vielfältiger und aktiver als man meint. Welchen Nutzen haben die Teilnehmer von DCN?
Florian Rieder: Der Charme dieses Netzwerkes, das wir als Industrie- und Handelskammer gerne unterstützen, ist zum einen der fachliche Austausch der Teilnehmer untereinander. Durch die überregionalen Teilnehmer können wir zum anderen transportieren, welche starke Softwarebranche mit hochattraktiven Entwicklungsprojekten in der Nordoberpfalz aktiv ist.
Kennen Sie eine vergleichbare Initiative in anderen Regionen?
Florian Rieder: Es gibt natürlich schon Gruppen von Softwareentwicklern, die sich zum Beispiel zu Stammtischen treffen. Der Ansatz der DCN-Organisatoren geht aber in seinem Anspruch noch darüber hinaus, darum kenne ich aktuell zumindest in Bayern kein ähnliches Beispiel.
Wann wurde das Netzwerk gegründet und mit welcher Idee dahinter?
Roland König: Das Netzwerk wurde im Grunde schon 2019 aus der Taufe gehoben, den Start hatten leider die zunehmenden Kontaktbeschränkungen verzögert und auch dafür gesorgt, dass wir uns bislang nahezu ausschließlich online und virtuell getroffen haben. Im Vordergrund steht bei dem Konzept der fachliche Austausch. Darüber hinaus wollen wir uns aber auch in der Nordoberpfalz besser vernetzen, um nach außen zu kommunizieren, welche starken Unternehmen der Branche in unserer Heimat tätig sind und welche attraktiven Beschäftigungsmöglichkeiten es gibt.
Was bieten Sie konkret an?
Roland König: Da kann es knallhart rein ums Programmieren gehen. Allerdings haben wir uns auch schon mit „weicheren“ Themen beschäftigt. Zum Beispiel wie wir werteorientiert oder ethisch mit unserer Arbeit umgehen.
Beispiele
Luca Wunderlich: Inhaltlich stehen wir allen Themen aus der Welt des Programmierens offen gegenüber. Da kann es um Programmiersprachen wie C# genauso wie Java oder auch um Fragen der Künstlichen Intelligenz gehen. Unsere erste Veranstaltung hat sich im Übrigen um den Einsatz von KI im Bereich der Reisebranche bzw. bei Buchungssystemen gedreht. Hochspannend! Jeder Teilnehmer kann auch gerne selbst ein Thema einbringen.
Wie viele Teilnehmer zählen Sie und woher sind sie?
Luca Wunderlich: Aktuell zählen wir schon über 230 Mitglieder, wobei über 70 Prozent tatsächlich aus der Nordoberpfalz oder aus Nachbarregionen kommen. Die weiteren Mitglieder verteilen sich auf das gesamte Bundesgebiet und einzelne schalten sich sogar aus dem Ausland hinzu. Alle haben jedoch einen gewissen Bezug zur Region. Aktuell bereiten wir bereits unser zwölftes Treffen vor.
Für wen ist DCN interessant und welche Voraussetzungen bzw. Regeln gibt es?
Luca Wunderlich: Jeder Berufsentwickler ist bei DCN richtig, da das fachliche Niveau dementsprechend angesetzt ist. Wir bemühen uns aber, auch Studierenden oder Berufsschülern aus dem Softwareumfeld Angebote zu machen und diese einzubeziehen, damit wir auch Lust aufs professionelle Programmieren wecken. Ganz oben stehen wie gesagt Neutralität und fairer Umgang. Wir möchten kein Karrierenetzwerk betreiben, auch Produktplatzierungen sind bei uns fehl am Platz.
Wer organisiert das alles?
Roland König: Das Kernteam besteht aus vier Softwareentwicklern aus der Nordoberpfalz. Dieses wird von der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim komplettiert, die uns organisatorisch unterstützt.
Welche Schnittmengen gibt es mit bestehenden Software-Schmieden?
Roland König: Da die Organisatoren natürlich in regionalen Softwareunternehmen arbeiten, ist klar, dass diese Betriebe das Netzwerk wohlwollend unterstützen, jedoch selbst auch Wert darauf legen, hier nicht im Vordergrund zu stehen und neutral zu bleiben.
Wie würden Sie die Software-Entwickler-Szene in der Nordoberpfalz beschreiben?
Roland König: Zunächst einmal ist die Szene größer, als man erwartet. Auch wir sind immer wieder überrascht, wie viele Kolleginnen und Kollegen an hochinnovativen Projekten arbeiten. Ganz allgemein würde ich Nordoberpfälzer Entwicklern alle „klassischen“ Attribute der Menschen in unserer Heimatregion zuschreiben, also bodenständig und locker im Auftreten, aber auch weltoffen und interessiert.
Bietet die nördliche Oberpfalz Vorteile gegenüber anderen Regionen bzw. Großstädten?
Luca Wunderlich: Man muss das anders sehen: die Nordoberpfalz bietet professionellen Softwareentwicklern hochinnovative Beschäftigungsmöglichkeiten und spannende Projekte, die genauso im Ballungsraum zu finden sind. Obendrauf kommen bei uns dann natürlich die hohe Lebensqualität, der Naturraum, das Landleben mit all seinen sozialen Vorzügen wie Vereinen oder ganz generell die niedrigeren Lebenshaltungskosten. Kurzum: Softwareentwicklung wie in der Großstadt, nur besser! Und letztlich bewegen wir uns als Softwareentwickler ohnehin im digitalen Umfeld.
Ihre Vision: Wo steht die Nordoberpfalz in digitaler Hinsicht in fünf Jahren?
Luca Wunderlich: Wir wünschen uns, dass die DCN-Initiative weiterwachsen und dazu beitragen wird, unsere regionale Entwickler-Community und hiesige Unternehmen, die nicht selten sogenannte Hidden Champions sind, überregional bekannter zu machen. Und dass wir dadurch zugleich transportieren können, welche Top-Beschäftigungsmöglichkeiten in der Nordoberpfalz angeboten werden. Für Heimatrückkehrer aus Ballungsräumen müssen die Vorteile der Nordoberpfalz klar auf der Hand liegen und die hohe Attraktivität für unseren Berufsstand widerspiegeln.
Luca Wunderlich
IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme mbH
Roland König, M. Sc.
Freier Softwarearchitekt / Softwareentwickler / Berater
Software Development and Consulting Roland König
Schlenzstrasse 5 | 92637 Weiden | Germany
Mail: roland.koenig@rolandk.de
Florian Rieder
Geschäftsführer IHK-Gremium Nordoberpfalz IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim
Brenner-Schäffer-Str. 26 | 92637 Weiden i. d. OPf.
Mail: rieder@regensburg.ihk.de
TIPP
„Digital Craftsmanship Nordoberpfalz“ (DCN) – ein firmenübergreifendes Netzwerk aus Software-Entwicklern, das kostenlose Vorträge, Diskussionen und Meetings anbietet. Gefördert wird DGN von der IHK Niederbayern/Oberpfalz.
Infos unter team@dc-nordoberpfalz.de.