Platinen, die die Welt bedeuten

03. August 2023

Herr Bauer, was ist das Herzstück eines modernen Opernhauses?

 

Gerhard Bauer: Neben der Mechanik ist das tatsächlich immer die Steuerung. Sie muss zuverlässig und absolut sicher sein, denn alle Bewegungen auf einer Bühne finden mit Personen statt. Deshalb gilt dort die höchste Sicherheitsklasse, und wir waren die ersten weltweit, die ein zertifiziertes System auf den Markt bringen konnten. Wir sind denke ich zu Recht stolz auf unsere weltweiten Referenzen mit denen wir jüngst wieder Theaterprojekte wie das saudische Nationaltheater in Riad oder das Schwarz-Campus in Neckarsulm gewinnen konnten.

 

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

 

Bauer: Wie jedes modern arbeitende Unternehmen nutzen wir die Digitalisierung im gesamten Arbeitsprozess. Klassisch in der Konstruktion und natürlich bei der Soft- und Hardwareentwicklung aber auch vermehrt in der operativen Projektabwicklung. Webmeetings anstelle Baustellenbesprechungen, Austausch von Plänen und Dokumenten mit unseren Partnern online über eigene Server bzw. Clouddienste. Und natürlich jetzt auch die Koordination mit anderen Gewerken über BIM. Auch später, wenn die Anlagen bereits in Betrieb sind, haben wir dauerhaft Remoteverbindungen zu unseren Kunden weltweit, ganz einfach, um immer eingreifen zu können, wenn Wartungen anstehen oder akuter Unterstützungsbedarf besteht. Anders als früher muss man also trotz unserer internationalen Projekte nicht mehr ständig in der Welt herumfliegen. Ganz ohne geht es natürlich auch nicht. Zum Kennenlernen und Überzeugen und natürlich auch für Installation und Inbetriebnahmen muss man immer noch vor Ort, dafür gibt es keine digitale Lösung.

 

Gilt diese Omnipräsenz digitaler Mittel auch für Ihr zweites Unternehmen, die bbh products GmbH?

 

Bauer: Wenn man auf den technologischen Anspruch schaut, dann liegen wir mit der bbh products, noch deutlich höher als bei der Bühnentechnik. Wir entwickeln und produzieren dort sichere Steuerungskomponenten für die Automatisierung. Diese werden u.a. in der Robotik oder bei AGV’s eingesetzt. Unsere Kunden sind nicht umsonst top-level Hersteller wie SEW, KEBA, Bosch, Rockwell oder Panasonic – denn in diesem Bereich wird es auf dem Weltmarkt schon sehr dünn. Die Ansprüche sind sehr hoch, ohne den Einsatz von digitalen Mitteln im gesamten Entwicklungs- und Arbeitsprozess nicht zu machen.  Analog läuft hier, wenn Sie so wollen, die Geräteproduktion. Bei bestimmten Arbeitsschritten ist noch manuelle Tätigkeit erforderlich. Neu werden wir für unsere Kunden auch das Engineering-Tool in der Cloud anbieten. Damit können sie immer auf die aktuellsten Funktionsbibliotheken zugreifen. 

 

Ist KI schon eine relevante Größe für Ihr Unternehmen?

 

Bauer: Auch wenn ich glaube, dass ihr Stellenwert gerade medial und auch in der Öffentlichkeit stark überschätzt wird: ja. Unsere Geräte bieten die Möglichkeit an, Daten von Sensoren oder Betriebszustände in der Cloud zu erfassen, z.B. über OPC-UA. Unsere Kunden setzen dann KI ein, um drohende Ausfälle im Vorfeld zu identifizieren. Das kann zum Beispiel eine Zugangsklappe sein, deren zu häufige Öffnung einen Hinweis liefert. Wichtig ist KI insbesondere auch in der Collaborative Robotic, das wir als wichtiges Zukunftsgeschäftsfeld ansehen. Hier geht es darum, den Einsatz von Robotern, die unmittelbar mit Menschen agieren, sicher zu machen. So werden in Bruchsal in einem Versuch gerade bereits Waren von Robotern ausgeliefert, die zum Beispiel mit Menschen auf dem Bürgersteig sicher zurechtkommen müssen. Allein, der Mythos um KI regt mich auf.

 

Weshalb?

 

Bauer: Weil eine KI nie in der Lage sein wird, ein Bewusstsein zu entwickeln, sondern immer nur Lösungen auf ein bestimmtes definiertes Ziel hin finden kann. Nehmen Sie eine Softwareentwicklung: Diese besteht zu 60 Prozent aus Spezifikation und Entwurf, zu 20 Prozent aus Coding und zu 20 Prozent aus Testen. Das Einsatzfeld für KI liegt allein in den 20 Prozent Coding und zum Teil beim Testen. Daran erkennen Sie, dass KI Potenzial birgt, aber eben ein begrenztes.

 

Haben Sie noch ein Beispiel aus der aktuellen Entwicklungsarbeit, wo Digitalisierung Unternehmen richtig Zeit und Geld spart?

 

 

Bauer: Ja, da ist der digitale Zwilling von Robotikzellen, einem Projekt das wir gerade mit dem Fraunhofer Institut Chemnitz angehen. Bei Automatisierungsprojekten hilft diese Simulationstechnik dabei, die Eignung der Zelle für unterschiedliche Arbeitsprozesse zu erkennen. Bei einem Applikationswechsel lässt sie sich dadurch viel schneller und sicherer umbauen als dies bisher der Fall war.

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Zur Firma

 

Gegründet im Jahr 1998 beschäftigt die bbh products GmbH aktuell 50 Mitarbeitende und erwirtschaftet rund acht Millionen Euro Jahresumsatz. Das Kernprodukt ist die Entwicklung und Herstellung von Sicherheitssteuerungen, mit deren Hilfe Maschinen sicher gemacht werden. Dabei vertreibt bbh seine Produkte nur zu einem kleineren Teil direkt, die überwiegende Anzahl gehen als gebrandete Geräte namhafter Unternehmen der Automatisierungsbranche in den Markt. 

 

Neben der bbh products GmbH besteht die bbh systems GmbH als Ursprungsunternehmen, deren 20 Mitarbeitende weltweit Opernhäuser und Theater mit hochklassiger Bühnentechnik ausstatten und dabei etwa sechs Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften. Dazu zählt die Mechanik ebenso wie die Steuerung. 

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