Seit Anfang 2023 ist der
Chatbot „ChatGPT“ aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr wegzudenken. Auch
viele Unternehmen haben bereits mit der bekanntesten aller künstlichen
Intelligenzen, entwickelt vom US-amerikanische Unternehmen OpenAI,
experimentiert. Doch was genau lässt sich konkret mithilfe des schlauen
digitalen Gegenübers effizienter erledigen? Dazu erlauben Nordoberpfälzer
Firmen Einblicke. Den Anfang macht die BegegnungsCampus Immenreuth gGmbH mit
Maike Arnold.
Maike, wenn ich bei Euch über das Gelände laufe, dann sehe ich blühende Wiesen, grasende Pferde, freilaufende Hühner und eine Menge mittelalterlich wirkender Geräte. An Digitales denke ich da zuletzt. Aber das Eine schließt das Andere ja nicht aus…
Maike Arnold: Nein, natürlich
nicht. Der BegegnungsCampus ist ein Ort für alternative Bildungsarbeit mit
angeschlossenem Internat, und da wir Gehirn und Denken ebenso bilden wollen wie
zum Beispiel Hand und Werk, steht bei uns grundsätzlich erst einmal alles auf
demselben Hierarchielevel – also auch Analoges und Digitales.
Was aber nun konkret
technologische Lösungen angeht, so setzen wir diese als Team einer
gemeinnützigen GmbH und als Verein natürlich ebenso ein wie jedes andere
Unternehmen auch, um unsere Verwaltungs- und Organisationsaufgaben zu
bewältigen.
Dazu hast Du auch mit ChatGPT experimentiert. Was hast Du konkret damit gemacht?
Maike Arnold: Ich habe ChatGPT den
ersten groben Entwurf für ein pädagogisches Konzept zu unserer Drachen-Akademie
erstellen lassen, das wir zum Beispiel für Marketingzwecke verwenden. Die
Adressaten dieses Konzepts sind interessierte Eltern ebenso wie pädagogische
Fachkräfte.
Mit welchem Resultat?
Maike Arnold: Mit einem
überraschend positiven – was die Fakten anbelangt, die nicht veränderlich sind.
In unserem Fall ist das etwa der Hintergrund zur Montessori-Pädagogik, die
unserer Arbeit zugrunde liegt. Die ganzen theoretischen Grundlagen dazu, die
wir hier natürlich umsetzen und kennen, gehören auch in ein solches Konzept,
das sich an Leute richtet, die sich damit noch nicht so intensiv beschäftigt
haben. Hätte ich das Konzept händisch erstellt, hätte ich mir diese Fakten
vielleicht aus Wikipedia oder anderen Quellen zusammengeklaubt. Das hätte viel
länger gedauert als ChatGPT diese Aufgabe zu übertragen.
Wie bist Du dabei konkret vorgegangen?
Maike Arnold: Wichtig war, zunächst einmal selbst die Gliederung zu erarbeiten. Das habe ich gemeinsam mit einer unserer Pädagoginnen gemacht. Anschließend habe ich anhand dieser
Gliederung nach den Teilen gesucht, die rein erklärend sind. Diese habe ich dann ChatGPT texten lassen.
Welcher Anteil von ChatCPT steckt im fertigen Konzept?
Maike Arnold: Ich würde sagen, 20
bis 30 Prozent sind originärer ChatGPT-Content. Denn auch die besagten
erklärenden Teile musste ich ja auf uns anpassen und inhaltlich überarbeiten.
Diese Feinarbeit lässt sich – zumindest mit den bisherigen Werkzeugen – meiner
Meinung nach nicht auf KI übertragen. Denn ChatGPT kann sich nur der Inhalte
bedienen, die schon existieren, und unser Konzept ist ja gerade neu und alternativ
und kommt zu einem guten Teil auch aus der praktischen Erfahrung unser
15-jährigen Vereinsarbeit. Diese findet sich im Netz nirgends in einer Weise
verbalisiert, in der sich automatisiert die Ableitungen tätigen lassen würden,
die in das geschriebene Konzept eingeflossen sind.
Das ist also die Grenze – doch wo siehst Du die besondere Stärke von ChatGPT?
Maike Arnold: ChatGPT kann
generische Texte und Inhalte sehr gut verfassen, übernimmt die Zusammenstellung
der verfügbaren Quellen in Sekundenschnelle, für die der Mensch vielleicht
einen halben Arbeitstag benötigen würde. Die größte Stärke ist damit ganz klar
die Effizienz und die Zeitersparnis, die sich damit erzielen lässt.
Was willst Du künftig noch in Sachen KI ausprobieren?
Maike Arnold: Da ich ja aus dem Marketing-Bereich komme, interessiert mich die Bildgenerierung besonders. Denn obwohl wir viele Bilder von unseren Veranstaltungen und Projekten haben, benötige ich ab und zu ein Füllbild. Da erhoffe ich mir auch wieder Zeitersparnis, wenn ich das mit einigen Parametern generieren lassen kann anstatt stundenlang Bilddatenbanken zu durchsuchen. Außerdem interessant finde ich die Möglichkeiten in Richtung Website-Optimierung und SEO. Das schaue ich mir demnächst an.
BegegnungsCampus Immenreuth gGmbH
Die BegegnungsCampus Immenreuth
gGmbH (www.begegnungscampus.de) übernahm 2021 das ehemalige Kolpinghaus mit
Außengelände in Immenreuth und arbeitet seitdem dort paritätisch und inklusiv.
Das 16-(?)köpfige Team vereint Wohnen und Arbeiten und bietet Platz für
Seminare, Tagungen und Workshops sowie Raum für Vereine, Sport und Spiel.
Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist die „Drachen-Akademie“ (www.da-larpinternat.de), ein alternatives Internatsangebot inspiriert von skandinavischen Bildungsformen, das über einen Zeitraum von drei Jahren nach dem Ende der Schulpflicht den Schülerinnen und Schülern Orientierung und eine breite Palette an Lebens- und Berufserfahrungen vermitteln will.